ANALYSE
Zölle als dauerhaftes Instrument der „Trumponomics“
Mit ihrer von immer neuen Handelsbarrieren dominierten Wirtschaftspolitik wenden sich die USA von ihrer Rolle als verlässlicher und konstruktiver Handelspartner ab. Die aktuell hohen Schwankungen an den Kapitalmärkten sollten in einer langfristig angelegten Anlagestrategie aber nicht zu hektischen Anpassungen verleiten.
Mit ihrer von immer neuen Handelsbarrieren dominierten Wirtschaftspolitik wenden sich die USA von ihrer Rolle als verlässlicher und konstruktiver Handelspartner ab. Während die Aktien- und Anleihemärkte zunächst maßvoll auf erste Zoll-Drohungen der Trump-Regierung reagiert hatten, sorgten die jüngsten massiven US-Ankündigungen für starke Verunsicherung und letztlich heftige Marktreaktionen. Die aktuell hohen Schwankungen sollten in einer langfristig angelegten Anlagestrategie aber nicht zu hektischen Anpassungen verleiten.
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Die Erhebung von Basis- und Gegenzöllen gegenüber allen Handelspartnern der Vereinigten Staaten ist mutmaßlich das Kernstück der Handelspolitik der neuen US-Regierung. Obwohl das Zollthema seit Beginn der zweiten Trump-Amtszeit auf der Tagesordnung steht, haben die Finanzmärkte erst mit den Ankündigungen am 2. April ernsthaft reagiert. Es setzte ein Kursrutsch auf breiter Basis ein.
Die Ursachen der starken Marktreaktionen liegen im Umfang und in der Vehemenz, mit denen die US-Regierung Zölle zur Durchsetzung ihrer Agenda einsetzt. Dies schürt massive Unsicherheiten darüber, welche Protektionsmaßnahmen von anderen Regionen oder in weiteren Sektoren der Wirtschaft ergriffen werden und wie sich einzelne Unternehmen in einer neuen Form der Globalisierung schlagen werden. Die jetzigen Maßnahmen werden zunächst die Konjunktur bremsen, und zwar am stärksten in den USA. Gleichzeitig wird die Inflation zumindest vorübergehend steigen. Die US-Notenbank dürfte daher kurzfristig kaum Zinssenkungen umsetzen können.
Umfassende Zollerhöhungen
Der durchschnittliche Außenzoll der USA ist in den vergangenen Jahren von etwa 4 % Anfang der 2000er Jahre auf nun wieder über 20 % angestiegen. Je höher die US-Zollsätze dauerhaft bleiben, desto stärker werden die Konsequenzen für die weltweiten Handelsbeziehungen sein. Große integrierte Wirtschaftsräume, wie etwa die Europäische Union oder die ASEAN-Gruppe, geben den Unternehmen Ausweichspielräume. Europäische Firmen zum Beispiel werden sich in Produktion und Absatz weg von den USA hin zum Wirtschaftsraum „vor der eigenen Haustür“ orientieren.
Umbau der Weltwirtschaft, kein Abbau
Die großen Wirtschaftsblöcke werden die internen Handels- und Produktionsprozesse intensivieren und für die Wirtschaftsbeziehungen untereinander bilaterale Handelsabkommen abschließen. Während die neuen globalen Rahmenbedingungen für einzelne Unternehmen und Branchen sehr herausfordernd sind und die Aktienkurse zum Teil auch über das eigentlich fundamental notwendige Ausmaß hinaus nach unten drücken, werden die Volkswirtschaften als Ganzes die neue Zollrunde durchaus gut meistern – wie so viele Krisen zuvor auch.
Dies wird auch den Aktienmärkten einen Boden bieten, von dem aus die Kurse wieder steigen werden. Für die Finanzmärkte geht eine solche Umbauphase generell mit Unsicherheiten und Kursschwankungen einher. Das weltwirtschaftliche Wachstum, welches der Treibstoff für steigende Börsenkurse ist, wird aber auch in diesem Szenario erhalten bleiben, wenngleich mit einer kurzfristig etwas gedämpfteren Dynamik.
Auswirkungen auf die US-Märkte
Die US-amerikanische Konjunktur könnte nun spürbar stärker abkühlen als bislang erwartet. Die Gefahr steigt, dass sich das globale Wachstum abschwächt. Der Schaden wird sich vor allem am US-Aktienmarkt bemerkbar machen. Dieser befindet sich zwar schon seit Monaten in einer Korrektur, allerdings sind die Bewertungen nach wie vor recht hoch. Es ist durchaus zu erwarten, dass die Risikoprämien für die USA dauerhaft leicht ansteigen, was noch eine ganze Weile auf den Kursen lasten dürfte. Zudem besteht das Risiko marktinduzierter Verkaufswellen, wenn technisch kritische Marken durchbrochen werden. Somit ist insbesondere am US-Aktienmarkt weiter Zurückhaltung geboten.
Eine sich verstärkende Kurskorrektur ist jedoch keine ausgemachte Sache. Zwar versuchen die Märkte, möglichst zügig das ganze Ausmaß der neuen Zölle einzupreisen. Allerdings wird erst die nun beginnende Verhandlungsphase zeigen, ob die Zölle wirklich in der angekündigten Höhe in Kraft treten.
Vorteil Europa
Die europäischen Märkte werden sich kurzfristig nicht abkoppeln, aber dennoch relativ besser entwickeln können. Die binnenwirtschaftlichen Maßnahmen zur Stärkung der Konjunktur, etwa in Deutschland, sind ein positives Gegengewicht zu den dämpfenden Effekten der Zollankündigungen aus den USA. Europäische Unternehmen werden den neuen US-Handelshemmnissen mit der Zeit immer besser ausweichen können.
Zudem ist der europäische Aktienmarkt international unterinvestiert. Die Bewertungen in Euroland sind zuletzt zwar angestiegen, befinden sich aber auf vernünftigen Niveaus. Die aktuelle Nachrichtenlage wird internationale Kapitalflüsse weiter in Richtung Europa lenken und die Kurskorrektur begrenzen, vor allem aber eine zu erwartende Erholungsbewegung wirksam unterstützen. Somit ist für die europäischen Aktienmärkte mit einer nur kurzfristigen Korrektur zu rechnen, die den zugrundeliegenden Aufwärtstrend nicht brechen wird.
Kühlen Kopf bewahren und diversifizieren
Nach zunächst maßvollen Reaktionen haben die Aktien- und Anleihemärkte der Unsicherheit durch starke Kursrückgänge Tribut gezollt. Solange die übrige Weltwirtschaft sich nicht ebenfalls gegenseitig mit Zöllen und weiteren protektionistischen Maßnahmen überzieht, sind die Konsequenzen für Wirtschaft und Finanzmärkte verkraftbar. Es wird jedoch einige Wochen benötigen, um diese Konsequenzen anhand von Daten und aktuellen Informationen aus dem Unternehmenssektor besser einschätzen zu können.
Die Schwankungen an Aktien- und Anleihemärkten könnten in den kommenden Wochen ungewöhnlich hoch bleiben. Anlegerinnen und Anleger sollten besonnen agieren und nicht im Vorgriff auf eine vermeintlich kommende Wirtschaftskrise Aktien oder andere Vermögenswerte verkaufen. Staatsanleihen und andere diversifizierende Elemente können die Wertentwicklung von breit angelegten Portfolien in Phasen hoher Unsicherheit aktuell unterstützen. Eine ausgewogene Vermögensallokation erscheint lohnenswert. Bei Neuanlagen in breiten Aktienportfolios sollte eine strategische Reduzierung des US-Gewichts über eine stärkere Betonung europäischer Werte erfolgen.
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