INTERVIEW
Reden hilft immer, aber ohne Vorwürfe.
Deka Private und Wealth im Gespräch mit Klaus Michalowski, Steuerberater und Wirtschaftsmediator, von der Kanzlei Michalowski in Bochum.
Die Beliebtheit der Nachfolge in der Familie als Form der Unternehmensübergabe nimmt stark zu. Was können Sie aus Ihrer Praxis sagen, welche Rolle spielen Emotionen und Gefühle beim Generationenwechsel in Familienunternehmen?
In meiner Tätigkeit als Mediator erlebe ich regelmäßig, was Emotionen und Gefühle der Parteien bedeuten können. Der familieninterne Nachfolgefall ist häufig geprägt von Traditionen und dem Wunsch, das eigene Lebenswerk auf die nächste Generation zu übertragen. Und natürlich von der Erwartung und dem Stolz der Eltern, dass die Kinder es weiterentwickeln. Mit den Erkenntnissen aus der Wirtschaftsmediation können sich die Parteien auf diesen Prozess vorbereiten, um die einzelnen Interessen bestmöglich aufeinander abzustimmen und das Konfliktpotential in der Familie gering zu halten. Wesentliche Ziele meiner Arbeit sind die Wahrung des Familienfriedens und der Gerechtigkeit, insbesondere wenn nicht alle Kinder in das Unternehmer nachfolgen werden.
Wie gehen Sie in Ihrer Rolle als „Generationenmanager“ die Aufgabe an?
Es ist vorteilhaft, den Prozess in mehrere Phasen zu gliedern, an denen sich die Parteien orientieren können. Die erste Phase befasst sich mit dem Status Quo, d.h. der Bestandsaufnahme und Analyse der Unternehmenssituation sowie der rechtlichen, steuerlichen und finanziellen Lage der Vermögensinhaber. In der Phase 2 geht es dann um Ziele und Planung: Was will, was wünscht sich die Familie, was braucht das Unternehmen? In Phase 3 erfolgt dann die Vorbereitung der Unternehmensübergabe. Phase 4 ist die Übergangsphase, wo Jung und Alt parallel im Betrieb agieren und die Reibungsfläche meist am größten ist. Phase 5 ist dann der Neustart durch die nächste Generation.
In welchem Stadium werden Sie üblicherweise hinzugezogen? Erst dann, wenn es zwischen Senior und Junior tatsächlich hakt oder schon bei den Überlegungen, ob überhaupt an den Sohn/die Tochter oder einen anderen familieninternen Nachfolger übergeben werden soll?
Mir geht es darum, meine Kenntnisse als Generationenmanager vor allem in der Frühphase des Übergabeprozesses zum Einsatz kommen zu lassen. Idealerweise ist es so, dass Unternehmer im Vorstadium der Nachfolge auf mich zukommen - mit dem Wunsch, bei dem anstehenden Prozess der Unternehmensnachfolge unterstützt zu werden. Dann können von Beginn an bzw. in einem sehr frühen Stadium die Interessen und Bedürfnisse, die Ziele und Wünsche der Parteien definiert und abgeglichen werden. Sicherlich gibt es auch die Fälle, in denen der Mediator nicht gleich am Anfang des Prozesses eingebunden wird, sondern erst dann, wenn die Beteiligten die Erfordernisse nach Unterstützung verspüren und im schlimmsten Fall nicht mehr konfliktfrei miteinander kommunizieren können. Dann ist es umso wichtiger, die Konfliktursachen zu erarbeiten, um eine interessenbasierte Kommunikationskultur zu schaffen. Für den Nachfolgeprozess ist dabei besonders wichtig, dass die einzelnen Parteien diesen interessenbasierten Prozess akzeptieren und durch Formulierung der eigenen Wünsche, Gefühle und Interessen sowie die Bereitschaft, sich mit den Blickwinkeln der anderen Parteien zu beschäftigen, auch aktiv unterstützen.
Wie würden Sie die verschiedenen Charaktere beschreiben, die heute bei der Übergabe eines Familienbetriebes üblicherweise aufeinandertreffen?
Häufig treffen die ab den 1950er Jahren geborenen „Idealisten“ in der Nachfolge jetzt auf die „Generation Z“, also die ab Mitte der 1990iger Jahre Geborenen. Im zunehmenden Maße sind die „Idealisten“ heute bereit, sich in einen strukturierten Nachfolgeprozess zu begeben, weil ihnen das Zwischenmenschliche wichtig ist und sie vielleicht in ihrem Umfeld erlebt haben, welche Wertvernichtung sich durch Streit ergeben kann. Idealisten sind erst dann zufrieden, wenn alles perfekt gelöst ist. Die Generation Z besteht hingegen tendenziell eher aus „Realisten“, die die Dinge nehmen und akzeptieren können, wie Sie sind. Die Grundintentionen und Gestaltungsprinzipien der jeweiligen Generationen unterscheiden sich oftmals im Grundsätzlichen. Sich zusammen an einen Tisch zu setzen und auf die Vorstellungen und Herangehensweise der nachfolgenden Generation einzulassen, kann vor allem für die bisherige Unternehmergeneration eine große Herausforderung sein. Aber am Ende erkennt sie doch den Nutzen, dass die Interessen und Vorstellungen aller Parteien die wesentliche Grundlage dafür sind herauszufinden, was für die Familie gut ist und was nicht. Voraussetzung ist auch, dass alle die Bereitschaft haben, einander zuzuhören.
Oft soll es an den Senior-Chefs liegen, dass es zu Spannungen zwischen Jung und Alt kommt. Ist das aus Ihrer Erfahrung tatsächlich so oder müssen sich auch die „Jungen“ mal reflektieren und in die Gefühlswelt der „Alten“ hineinversetzen?
Unternehmensnachfolge ist keine kommunikative Einbahnstraße, es kommt auf beide Seiten an. Der Senior, der bislang seine unternehmerischen Entscheidungen allein getroffen hat, benötigt zukünftig eine andere Kommunikationsstruktur, um die ins Unternehmen eintretende Generation „abzuholen“. Das Generationen-Team benötigt Zeit und Raum, um sich aus dem familiären Verbund heraus auch unternehmerisch erfolgreich entwickeln zu können. Benötigt wird hierzu auch die Erkenntnis und Bereitschaft bei den Jüngeren, sich als Teamplayer mit einzubringen, denn gerade zu Anfang gilt: „Unternehmerische Lehrjahre sind keine Herrenjahre“. In der Übergangsphase, in der Eigentum und Leitung dann allmählich übertragen werden, kommt es eben auf das gut eingespielte Team an. Wie im Sport müssen zu diesem Zeitpunkt die Positionen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten innerhalb der „Mannschaft“ bzw. der Familie klar definiert sein.
Die beiden Generationen im Übergabeprozess unterscheiden sich ja schon rein von der Art und Weise, wie Sie aufgewachsen sind. Treffen da nicht zwei Welten aufeinander?
In Bezug auf die Emotionen kann man das vielleicht so sagen. Die Idealisten, die in einer Welt groß geworden sind, in der die Interessen der Firma im Mittelpunkt stehen und man sich seinen eigenen Wohlstand als Unternehmer hart erarbeiten musste, reden weniger häufig über ihre Gefühle als über das Gelingen und das Wohlergehen des Unternehmens. Die Realisten hingegen haben häufig bereits Erfahrungen im Konfliktmanagement oder in Schulungen gelernt, Gefühle auszudrücken und zu formulieren, was für sie im Leben wichtig ist. Sie können regelmäßig Privates von Beruflichem besser trennen und sind nicht vorrangig „mit ihrer Firma verheiratet“. Auf emotionaler Ebene ist die junge Generation sicherlich besser vorbereitet. Zu verdeutlichen, dass und in welchem Maße die Jungen anders „ticken“, ist ein wichtiger Baustein des Generationenmanagements - vor allem in der zweiten Phase, bevor es dann in die Vorbereitung der Nachfolge geht. Die Jüngeren sind in einem Umfeld groß geworden, in dem es grundsätzlich an weniger fehlt. Der Generation Z muss manchmal mit auf den Weg gegeben werden, dass Dankbarkeit und Anerkennung gegenüber dem, was die ältere Generation geschaffen hat, ganz wichtige Aspekte sind.
Für die Moderation eines Übergabeprozesses innerhalb einer Familie scheint es keine Blaupause zu geben. Worin liegt Ihrer Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg?
Die gemeinsamen Ziele ‚Familienfrieden‘ und ‚Gerechtigkeit‘ sind zwei zentrale Elemente einer erfolgreichen Nachfolgestrategie, die neben der Steueroptimierung und der Versorgung der jetzigen Inhabergeneration für mich ausschlaggebend sind. Wichtig bei meiner Arbeit ist es, frühzeitig den Fokus der Parteien hierauf zu lenken und die erforderlichen Impulse zu geben. Es ist Aufgabe eines Mediators bzw. Generationenmanagers, die Parteien frühzeitig auch darauf hinzuweisen, dass es im Laufe des Prozesses zu unterschiedlichen Ansichten und Spannungen kommen kann. Sollte dies dann tatsächlich der Fall sein, sind die Parteien im Idealfall bereits hierauf vorbereitet, indem Sie gelernt haben, ihre eigenen Positionen zu erklären, einander wertschätzend zuzuhören, den anderen zu verstehen bzw. verstehen zu wollen und sich nicht gleich angegriffen zu fühlen. Nach dem Motto: Reden hilft immer, aber ohne Vorwürfe. Vorwurfsbehaftete Kommunikation liefert keine konstruktiven Lösungen. Das ist im Privaten ja auch nicht anders: Auch wenn Sie ein Familienleben generationenübergreifend organisieren, ist wertschätzende Kommunikation ein sehr wichtiges Element.
Hintergrundbeitrag zum Thema.
Es ist menschlich, wenn man als Geschäftsleitung, die ihren Betrieb nach jahrzehntelanger Arbeit an die nächste Generation übergibt, die Zügel nicht endgültig aus der Hand geben möchte. Damit verbunden sind oftmals Konflikte, die der Familie und dem Unternehmen schaden können. Mit Mediation lassen sich Brücken bauen und Generationenkonflikte lösen.
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Aussagen gemäß aktueller Rechtslage, Stand: 04/2022
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